vivo Y20S Testbericht – ab 125€ 6,51″ HD+, SD460, 5000mAh
Vivo macht es sich selbst damit verdammt schwer, abheben kann das Y20S sich so nicht wirklich, auch wenn wir ein gutes Display und eine tolle Akkulaufzeit haben. Wenn der Preis entsprechend sinkt kann man drüber nachdenken.
Mit dem Erstauftritt in Deutschland stellt vivo auch ein Smartphone für den Einstiegs- oder Mittelklassebereich vor. Das vivo Y20S liegt mit 0,00€ auf deutlich unter dem vivo X51 5G, dass einen UVP von 799€ veranschlagt. Wie gut sich der günstigste Ableger von vivo mit einem Snapdragon 460 und 4+128GB schlägt, lest ihr hier.
Seit kurzem ist der chinesische Premiumhersteller vivo auch ganz offiziell in Deutschland vertreten und steigt mit 3 sehr unterschiedlichen Smartphones in den Ring. Mit ihrem Flaggschiff, dem Vivo X51 5G (UVP 799€), zeigte der chinesische Hersteller erstmals ein innovatives, mechanisches Kamera-Gimbal in einem Smartphone. Beim deutlich günstigeren vivo Y70 (UVP 299€) erhält man ein klassisches Mittelklasse Smartphone und für den Budget-/ Einstiegsbereich steht nun das vivo Y20s bereit.
Technische Daten des vivo Y20S
Display | 6,51 Zoll, 1600x720p, IPS |
Prozessor | Snapdragon 460 Octa-Core 1,8GHz, 11nm |
Speicherauststattung | 4+128GB, LPDDR4X+UFS 2.1 |
Kamera | 13 MP, f/2.2 Blende) + 2 MP Tiefeninformationen, f/2.4 Blende+ 2 MP Makro, f/2.4 Blende) |
Frontkamera | 8MP f/1.8 |
Akku | 5000mAh , 18 Watt Vivo FlashCharge |
Konnektivität | Micro-USB, 3,5mm Klinke, Dual-Band WLAN, Dual-Sim+erweiterbarer Speicher, GPS, Bluetooth 5.0, Seitlicher Fingerabdrucksensor |
Betriebssystem | Android 10, FunTouch OS 11 |
Abmessungen & Gewicht | 164,5 x 76,4 x 8.5mm, 193g |
Testberichte / Erfahrungen / Meinungen
Optik & Verarbeitung
Optisch unterscheidet sich auch das vivo Y20S auf den ersten Blick nicht von den gängigen Smartphones. Auf der Vorderseite wird ein recht großes Display mit 1600×720 Pixel verbaut das im oberen Bereich eine Tropfen -Notch mit der 8 Megapixel Kamera beherbergt.
Rückseitig bekommt man ein cleanes Design präsentiert, dass durch eine schimmernde Rückseite gut in Szene gesetzt wird. Gerade die Nebula Blue Farbversion reflektiert auffällig. Die 3 Kamera Sensoren befinden sich wie gewohnt im oberen, linken Eck. Seitlich befinden sich die Bedienelemente inklusive Fingerabdrucksensor im Power-Button.
Haptisch liegt das Smartphone gut in der Hand und die Bedienelemente lassen sich ebenfalls gut erreichen. Lediglich für die Lauststärkewippen muss ich umfassen. Die Rückseite ist wie üblich Fingerabdruckanfällig, aber zum Glück nicht so extrem rutschig. Der Rahmen um das Gehäuse herum besteht, wie üblich in dieser Preisklasse, aus Kunststoff. Die Rückseite scheint ebenfalls aus Kunststoff zu bestehen, auch wenn man es nicht wirklich fühlt oder sieht.
Display & Bedienung
Das Display hinterlässt einen guten aber dennoch zwiegespaltenen Eindruck. Warum ist in der UVP 199€ Preisklasse nur ein HD+ Panel verbaut? Selbst 130€ Geräte bieten oftmals Full-HD+ Auflösung an. Abseits des Kritikpunkts ist das IPS Display aber gut, bietet eine gute Ablesbarkeit, eine ordentliche Farbwiedergabe und reagiert sehr flott auf die getätigten Eingaben. Mich persönlich stört die geringere Auflösung nicht wirklich und das auch beim Spielen nicht. Auch wenn es dann gerade in 3D-Spielen durch die bekannte Kanten-Treppenbildung erkennbar ist.
Die Blickwinkel sind ebenfalls in Ordnung. Wie gewohnt verblassen sie nur in stark untypischen Blickwinkeln. Die erreichte, maximale Helligkeit ist ausreichend um ohne größere Probleme im normalen Alltag das Smartphone zu bedienen. Lediglich bei direkter Sonneneinstrahlung wird es etwas schwieriger.
Durchschnittliche Performance mit Snapdragon 460
Mit dem gegebenen Snapdragon 460 erwartet uns wie gewohnt eher ein Einstiegs-Prozessor. Das ist tatsächlich die erste CPU der 4xx Serie die wir dieses Jahr im Test hatten. Üblicherweise kommt hier eher ein Snapdragon der 6xx oder neueren 7xx Serie zum Einsatz. Die Leistung im Antutu Benchmark beläuft sich auf ~155.000 Punkte. Das ist deutlich unter den Ergebnissen der neueren Generationen, genügt aber dennoch um ein flüssiges Betriebssystem zu erhalten und auch um das ein oder andere Spiel zu spielen, auch wenn hier sicherlich nicht der Schwerpunkt liegt. PUBG lief zum Beispiel flüssig, bot aber nur recht geringe Details an.
Die Leseraten liegen bei 500 MB/s und beim Schreiben im durchschnittlichen 200 MB/s Bereich. Das ist nicht unüblich, die Konkurrenz ist zum Teil aber auch hier etwas schneller. Der Arbeitsspeicher liegt zwar als LPDDR4X RAM vor, erreicht aber gerade einmal 4,5 GB/s. Auch das geht schon deutlich schneller. Dennoch laden die meisten Apps oder Spiele in einer angenehmen Geschwindigkeit. Abstürze oder Hänger hatte ich im System nicht. Ebenfalls gefiel mir die geringe Abwärme der CPU im 15 Minuten Stresstest in dem sich das vivo Y20 S sehr gut schlug und keine wirkliche Drosselung verursachte.
Oberfläche & System ohne Werbung
Wie gewohnt kommt hier natürlich Android zum Einsatz. Momentan liegt noch Android 10 vor. Wir vermuten aber das es auch bald oder in den kommenden Monaten ein Update auf Android 11 geben wird. Beim großen vivo X51 5G kam das Update auf Android 11 bereits. Ein reguläres Update trudelte im Testzeitraum auch beim vivo Y20s bereits ein.
Auch die globalen vivo Smartphones setzen auf die Funtouch OS Oberfläche, aber deutlich entschlankter als in der chinesischen Ursprungsversion. Im Gegensatz zu anderen günstigen Anbietern erkauft sich vivo das nicht mit eingebundener Werbung im System. Ein paar Apps wie Facebook, Instagram und TikTok sind aber dennoch vorinstalliert und können bei Nichtgefallen gelöscht werden. Ein paar Anpassungen der Face Unlock oder Ladeanimationen können genutzt werden und auch zwei Themes und einige Hintergrundbilder liegen vor.
Solide Konnektivität mit Mikro USB und ohne NFC
Hier wird nur absoluter Standard geboten. Weder USB Typ-C noch NFC haben Einzug ins vivo Y20S gefunden. Über das fehlende NFC lässt sich sicherlich streiten, aber ein Micro USB Port Ende 2020 und das von einem Premium Hersteller verbaut, nein das sollte nicht mehr sein.
Dafür funktioniert der Rest aber sehr gut, denn weder GPS, Bluetooth oder die Dual-Band WLAN Anbindung machten Probleme. Ebenso war der Empfang gut und die verbundenen Gesprächsqualität ebenfalls. Besonders gut gefiel mir die sehr gute und hohe Reichweite der WLAN Verbindung. Ein Einbrechen auf 2,4 GHz trotz großer Entfernung zum Router kam bei mir nicht vor.
Der Mono-Lautsprecher klingt gut und erzieht auch eine ordentliche Lautstärke. Auch nach längerer Nutzung klingt er nicht nervend oder penetrant in der Wiedergabe. Wirklich super funktioniert der Fingerabdrucksensor. Richtig eingelesen muss man den Sensor nur berühren und das Smartphone entsperrt direkt. Die alternative Gesichtsentsperrung klappt auch gut, hat aber bei schwachen Lichtverhältnissen so seine Einschränkungen.
Triple Kamera ohne Nachtmodus
Orientiert man sich am vivo X51 5G wird man sicherlich große Erwartungen an die Kameraqualität des Y20s haben. Hier wird aber leider auch nur Durchschnittskost geboten. Man verbaut zwar einen 2 MP Makrosensor sowie einen 2 MP Tiefensensor, verzichtet jedoch auf einen Weitwinkelsensor. Das ist auch mittlerweile im unter 200€ Segment Standard geworden.
Grundsätzlich bekommen wir solide, durchschnittliche Bilder die mit dem Dynamikumfang und einer oft auftretenden Überbelichtung Probleme haben. Die Grundschärfe der Bilder geht in Ordnung, die Details dürfen aber in der Bildtiefe gerne höher ausfallen. Die normalen Landschaftsbilder schauen dennoch gut aus. Je nach Motiv hat man hier sogar recht kräftige Farben.
Die Portrait Funktion klappt wirklich gut. Die Abtrennung zwischen Vorder- und Hintergrund gelingt super. Allerdings ist auch hier mein Gesicht überbelichtet obwohl es eher ein „Schlechtwetter“-Tag und der Himmel stark bedeckt war.
Die Makroaufnahmen reihen sich auch im Durchschnitt der 2 MP Sensoren ein. Selbiger liefert nur verwaschene, blasse Farben und wenig Details. Genau das Ergebnis kennt man auch von der Konkurrenz. Für ein paar nette Aufnahmen zum Ausprobieren des Sensors nutzt man ihn sicherlich mal, aber sind wir ehrlich: ein Weitwinkelsensor würde mehr Sinn machen.
Bei den Nachtaufnahmen war ich gespannt was uns hier vivo bietet, gerade weil das X51 5G einen wirklich super Nachtmodus hat. Was es im vivo Y20S aber nicht gibt: einen separaten Nachtmodus (?!?). Wie, was, warum? Hab ich mich auch gefragt. Eventuell wird dieser ja noch per Update nachgereicht. Gut, man könnte nun sagen „Lieber keinen Nachtmodus als einen Schlechten“. Aber das Know how und die Erfahrung hat vivo.
Somit kann man zwar Bilder bei wenig Licht machen, aber in den meisten Fällen ist es zu dunkel und mit Grundrauschen nimmt überhand. Sind noch einige, halbwegs helle Lichtquellen in der Aufnahme zu sehen, geht das geknippste Bild aber soweit klar.
Die Videoaufnahmen fallen bestenfalls solide aus. Auch hier wird, typisch der Preisklasse, nur Full-HD ermöglicht. Die Bitrate ist bei schnelleren Bewegungen aber deutlich zu gering und das Ganze ist natürlich nicht stabilisiert. Der Autofokus funktioniert dafür wunderbar. Für den ein oder anderen Clip genügen die Aufnahmen dennoch aus.
Die Frontkamera leidet leider auch an einer zu geringen Bitrate und besitzt ebenfalls die schwächen im Dynamikumfang mit dem Hang zur Überbelichtung. Auch hier bekommen wir nur ein solides Ergebnis.
Mit der gegebenen Kameraqualität und den wenigen Kamerafunktionen hat es das vivo Y20S in der starken Konkurrenz sehr schwer. Egal ob wir uns bei 200€ oder besser aufgehoben im 150€ Preisbereich befinden.
Großer Akku für lange Laufzeit
Der 5000 mAh Akku kann eine ziemlich ordentliche Laufzeit erreichen. Das liegt mit Sicherheit auch daran, dass hier im Gerät eine geringere Displayauflösung genutzt wird und im Allgemeinen die erforderliche Berechnung im Hintergrund geringer ausfällt. Wer sein Smartphone normal nutzt, kann hier locker auf eine „Display an Zeit“ von 15 Stunden oder mehr kommen. Je nach Nutzung und Auslastung eben. Somit kann man locker einen sehr anspruchsvollen Tag überstehen oder eben auch gut den zweiten Tag überbrücken.
Fazit
Durchweg ist das vivo Y20S ein solides aber gut funktionierendes Smartphone das sich nicht verstecken muss. ABER in der 200€ Preisklasse ist es deplatziert, denn dafür fehlen zu viele Features um mit der Konkurrenz mithalten zu können. Im 150€ Segment sieht es schon etwas anders aus, aber auch da bieten einige andere Hersteller ebenfalls mitunter mehr Performance, einen USB Typ-C Port , Full-HD+ Auflösung, einen Weitwinkel Sensor, einen Nachtmodus und teils auch NFC.
vivo macht es sich selbst damit verdammt schwer, denn abheben kann das Y20S sich so nicht wirklich, auch wenn wir ein gutes Display und eine tolle Akkulaufzeit haben. Wenn der Preis entsprechend sinkt, kann man drüber nachdenken. Ich tendiere zu einem Preissegment von 120€. Ebenfalls muss sich vivo nun auch mit ihrem Update-Versprechen beweisen. Das können wir aktuell natürlich noch nicht prüfen oder beurteilen.