ANSI-, ISO-, CVIA-, LED-Lumen – Bitte was? Erklärung & Ratgeber für den nächsten Beamerkauf

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Ihr träumt von einem eigenen Heimkino? Beamer raus, Popcorn bereit, ab auf die Couch! Doch der Weg dorthin ist nicht ohne Stolpersteine, denn beim Projektorkauf stößt man auf eine Vielzahl an kryptischen Angaben, die schnell für Verwirrung sorgen. Besonders die unterschiedlichen Lumen-Angaben – ANSI-Lumen, ISO-Lumen, LED-Lumen und CVIA-Lumen – werfen oft Fragen auf. Was bedeuten diese Werte wirklich? Und wie wichtig sind sie für den Kauf eines Beamers? In diesem Ratgeber gibt es die Antworten.

Lampen-, LED,- Laserprojektoren Heimkinotraum
(Der Traum eines jeden Projektor-Besitzers: das eigene Heimkino mit großer Leinwand)

Warum ist eine gute Helligkeit so wichtig?

Die Helligkeit eines Beamers beeinflusst maßgeblich die Bildqualität. Dabei geht es nicht nur um die reine Helligkeit, sondern auch darum, wie diese mit Kontrasten, Farben und Schwarzwerten zusammenspielt. Besonders in einem Wohnzimmer oder Heimkino, wo nicht immer perfekte Dunkelheit herrscht, wird eine höhere Helligkeit schnell zum entscheidenden Faktor. Schließlich sollen die projizierten Bilder auch tagsüber oder bei leichter Umgebungsbeleuchtung noch gut erkennbar sein.

Paris Rhône 4K Ultra Kurzdistanzbeamer

Und was ist mit dem Kontrastverhältnis?

Aber Vorsicht: Mehr Helligkeit bedeutet nicht automatisch besseres Bild. Eine übertriebene Helligkeit kann die Farben auswaschen und Kontraste abschwächen. Gleichzeitig ist es wichtig, dass der Projektor ein gutes Kontrastverhältnis bietet, um Details in dunklen Szenen nicht zu verlieren. Besonders bei Filmen mit vielen Schatten und Dunkelheit – beispielsweise in Science-Fiction oder Horrorfilmen – spielt der Schwarzwert eine entscheidende Rolle. Ein Projektor, der Dunkelheit eher als Grau darstellt, wird den Filmgenuss erheblich mindern.

HCFR Kalibrierung
(eine Bildkalibrierung hat viele zu beachtende Faktoren)

Gerade bei dunklen Filmszenen oder extrem hellen Lichtpunkten kommt es darauf an, dass der Projektor feine Abstufungen zwischen tiefem Schwarz und strahlendem Weiß darstellen kann. Hier spielen HDR10+, HLG und Dolby Vision eine zentrale Rolle. Diese HDR-Standards erweitern den dynamischen Bereich eines Bildes, sodass besonders helle und dunkle Bereiche detailreicher und realistischer wirken. HDR10+ und Dolby Vision passen die Helligkeit und den Kontrast dynamisch an, was besonders in Action-Szenen oder bei Lichtwechseln wichtig ist. So kann ein heller Blitz oder eine leuchtende Sonne blenden, während im gleichen Bild die dunklen Schatten detailreich bleiben. Beamer mit hoher Spitzenhelligkeit und gutem Kontrastverhältnis sind hier entscheidend, um diese dynamischen Effekte optimal darzustellen und ein beeindruckendes Heimkinoerlebnis zu schaffen.

Paris Rhône 4K Ultra Kurzdistanzbeamer Kurztest Kalibrierung
(Testbild mit Schwarzwerten & Kontrastverhältnis)

Aktuelle Lichttechnologien: Lampen, LED und Laser

Bevor wir uns den Lumen-Werten zuwenden, sollte man auch die Lichtquelle des Projektors beachten. Moderne Beamer setzen heute hauptsächlich auf drei unterschiedliche Technologien: Lampen, LED oder Laser.

  • Lampenbeamer: Hierbei handelt es sich um die traditionelle Technik. Diese Modelle liefern eine gute Helligkeit, haben aber den Nachteil, dass die Lampen relativ schnell an Helligkeit verlieren und nach etwa 2.000-3.000 Stunden ersetzt werden müssen. Diese Technik wird zunehmend als veraltet betrachtet.
  • LED-Beamer: Sie sind nicht nur langlebiger, sondern auch energieeffizienter als Lampenbeamer. LED-Projektoren bieten oft eine natürlichere Farbwiedergabe und verlieren über die Zeit kaum an Helligkeit. Der Nachteil ist, dass sie tendenziell etwas weniger Lichtleistung als Lampen- oder Laserprojektoren haben.
  • Laserprojektoren: Die neueste und teuerste Technologie. Laserbeamer bieten die besten Schwarzwerte, die höchste Helligkeit und eine extrem lange Lebensdauer der Lichtquelle. Sie sind jedoch deutlich teurer als LED- oder Lampenprojektoren.

Lampen-, LED,- Laserprojektoren

Unterschiede der Projektoren

Bei der Wahl eines Beamers spielt der Abstand zur Leinwand eine wichtige Rolle, und hier gibt es zwei grundlegend verschiedene Typen: herkömmliche Projektoren und Ultrakurzdistanz-Projektoren (UKD). Herkömmliche Projektoren müssen meist mehrere Meter von der Leinwand entfernt aufgestellt werden, um große Bilder zu projizieren. Je größer die Bilddiagonale, desto höher sollte die Lichtleistung sein, damit das Bild auch über große Distanzen noch hell und klar bleibt. Diese Beamer bieten oft eine hohe Flexibilität bei der Platzierung, benötigen jedoch viel Raum.

Langdistanz Beamer
(Viel Abstand zur Leinwand?)

Im Vergleich dazu können Ultrakurzdistanz-Projektoren auf wenigen Zentimetern Abstand große Bilddiagonalen von 100 bis 150 Zoll erzeugen. Sie eignen sich besonders für kleine Räume und lassen sich direkt vor der Leinwand aufstellen. UKD-Projektoren nutzen oft die neueste Lasertechnologie, was sie langlebiger und farbstärker macht, allerdings sind sie auch teurer. Wer wenig Platz hat und dennoch eine Kinoatmosphäre erleben will, findet in Ultrakurzdistanz-Beamern die perfekte Lösung, muss dafür aber etwas tiefer in die Tasche greifen.

FENGMI R1 Nano Ultrakurzdistanzprojektor auf dem Schrank
(Oder nur mit wenigen Zentimetern?)

Was ist ANSI-Lumen?

Fangen wir mit dem gängigsten und international standardisierten Lumen-Wert an: den ANSI-Lumen. Diese Messmethode wurde von der American National Standards Institute (ANSI) entwickelt und gibt an, wie viel Licht der Beamer tatsächlich auf die Leinwand bringt.

 

ANSI Lumen

 

Der Vorteil von ANSI-Lumen: Es handelt sich um eine realitätsnahe Angabe, die zeigt, wie hell das Bild unter realen Bedingungen auf der Leinwand erscheint. Daher gilt ANSI-Lumen als der verlässlichste Wert für die Beamerhelligkeit. Ein guter Heimkino-Projektor sollte mindestens 1.000 bis 2.000 ANSI-Lumen bieten, wenn der Raum etwas abgedunkelt ist. In einem helleren Raum können 2.500 bis 4.000 ANSI-Lumen nötig sein.

Achtung: Herstellerangaben zu ANSI-Lumen sind nicht immer hundertprozentig verlässlich. Manche Hersteller „schönrechnen“ die Werte oder messen unter idealisierten Bedingungen, die im realen Heimkino nicht reproduzierbar sind.

WANBO DaVinci 1 Pro Bildqualität abgedunkelter Raum
(Klasse Bild, aber falsche Helligkeitsangaben des Herstellers: Wanbo Davinci 1 Pro)

Nehmen wir uns als Beispiel einen günstigen Beamer von Wanbo ran. Der Davinci 1 Pro wird mit 600 ANSI-Lumen beworben. In meinem Test kam ich aber lediglich auf unter 300 ANSI-Lumen Helligkeit.

Das wohlgemerkt im Auslieferungszustand mit Standardeinstellungen des Projektors mit einem dennoch echt guten Bild. Hätte ich die Helligkeit und Kontraste auf 100% angehoben, wäre ich sicherlich auch auf einen etwas höheren ANSI-Lumen Wert gekommen. Allerdings wäre das stark zu Lasten der Bildqualität gegangen, weil weder Helligkeit noch Kontraste gepasst hätten.

Wie wird ANSI-Lumen gemessen?

Die Messung von ANSI-Lumen erfolgt auf einem weißen Hintergrund, der in 9 Felder unterteilt ist. In diesen Feldern werden zwei unterschiedliche Grautöne mit 5 % und 10 % Grauanteil dargestellt, um die Beleuchtungsstärke zu messen. Aus den gemessenen Werten in jedem der neun Felder wird ein Durchschnittswert gebildet. Dieser wird anschließend mit der Fläche der Projektion (Breite x Höhe des Bildes) multipliziert, um den ANSI-Lumen-Wert zu erhalten. Je höher dieser Wert, desto heller erscheint das Bild auf der Leinwand.

Die Formel lautet: Lumen = Lux/m².

Bevor die Messung startet, werden Helligkeit und Kontrast des Projektors auf Standardwerte angepasst. So wird sichergestellt, dass die Messbedingungen immer vergleichbar sind. Die Helligkeitsregelung wird so eingestellt, dass der 5 %-Grauton klar vom 0 %- und 10 %-Grauton unterscheidbar ist. Der Kontrast wird erhöht, bis der 95 %-Grauton noch zwischen dem 90 %- und 100 %-Grauton erkennbar ist.

ANSI Lumen 1993 Standard

Diese Vorgehensweise verhindert, dass der Projektor einfach nur auf maximaler Helligkeit gemessen wird, was oft zu Farbstichen oder falschen Darstellungen führt, die in der Praxis unbrauchbar wären – zum Beispiel ein Grünstich bei eigentlich weißen Flächen.

Die Messungen werden in Lux vorgenommen und anschließend umgerechnet. Dabei gilt der Grundsatz: 1 Lux = 1 Lumen. Allerdings hängt der genaue Wert auch vom Abstrahlwinkel des Projektors ab, weshalb die oben beschriebene Methodik für verlässliche und vergleichbare Helligkeitsangaben sorgt.

Was ist ISO-Lumen?

ISO-Lumen basiert auf dem ISO 21118 Standard, der eine ähnliche Messmethode wie die ANSI-Lumen-Messung verwendet, aber mit leicht anderen Vorgaben. Vor allem in Asien und speziell in Japan wird oft der ISO-Lumen-Wert angegeben.

Lampen-, LED,- Laserprojektoren

Der Unterschied: ISO-Lumen wird unter bestimmten standardisierten Lichtbedingungen mit einem festen Abstand zur Leinwand (meist 3 Meter) gemessen. Der Umrechnungsfaktor zwischen ANSI- und ISO-Lumen liegt bei etwa 1 ANSI-Lumen = 0,8 ISO-Lumen. Das bedeutet, dass ISO-Lumen-Werte tendenziell etwas höher ausfallen.

Problematisch wird es, wenn versucht wird, diese Werte miteinander zu vergleichen. Nicht immer ist klar, wie die Messungen durchgeführt wurden, und es kommt leicht zu Verwirrung. Daher ist es besser, auf den ANSI-Lumen-Wert zu setzen, wenn man einen genauen Vergleich braucht.

Kleinere Bedenken

Warum sollte dann ein Hersteller überhaupt die ISO-Lumen Angabe wählen wenn ANSI-Lumen doch immer heller sein soll? So ähnlich ist es übrigens auch bei CVIA Lumen.

Auch hier gilt: Wer betrügen will, kann es ohnehin tun. Auch hier kann man davon ausgehen, dass wie bei der ANSI-Lumen Messung auch schwarze Schafe vorliegen, die nicht ganz die Wahrheit vermarkten. Leicht angepasste Angaben hier, leicht veränderte Helligkeit da, man weiß es nicht und kann es als Endkunde auch selten mal eben so testen. Der Hauptkritik und Diskussionspunkt bleibt aber die Umrechnungsformel und die eigene Interpretation daraus.

Was ist CVIA-Lumen?

Die CVIA-Lumen sind ein neueres Messverfahren, das von der China Video Industry Association entwickelt wurde. Es handelt sich um einen Versuch, eine weitere einheitliche Messung für die Lichtleistung von Projektoren zu etablieren. Auch hier wird ähnlich wie bei den ANSI-Lumen in mehreren Testfeldern die Lichtleistung gemessen. Allerdings scheint dieser Standard nicht so streng wie der ANSI-Standard zu sein, weshalb CVIA-Werte oft höher ausfallen.

CVIA Lumen

Im Grunde kann man CVIA-Lumen als einen weiteren Versuch betrachten, besonders im asiatischen Raum einen neuen Standard zu setzen, der international noch nicht vollständig anerkannt ist. Hier ist Vorsicht geboten, denn in vielen Fällen kann der CVIA-Lumen-Wert deutlich über den realen ANSI-Lumen-Werten liegen. Wer sich nur auf diese Werte verlässt, riskiert möglicherweise, einen weniger hellen Beamer zu kaufen, als es der Wert suggeriert.

Was sind LED-Lumen?

LED-Lumen ist eine inoffizielle Angabe, die manchmal von Herstellern verwendet wird, um die Helligkeit von LED-Projektoren zu beschreiben. Hier wird oft eine Art „gefühlte Helligkeit“ angegeben, die durch die Farbsättigung und die Wahrnehmung der menschlichen Augen beeinflusst wird. Besonders stark gesättigte Farben wirken auf das menschliche Auge heller, obwohl die tatsächliche Lichtleistung nicht so hoch ist wie bei einem Lampen- oder Laserprojektor.

Da LED-Lumen kein offizieller Standard sind, können diese Angaben sehr irreführend sein. Hier wird oft mit hohen Zahlen gespielt, die wenig mit der tatsächlichen Helligkeit zu tun haben. Einige Hersteller geben LED-Lumen-Werte an, die in der Realität weit unter dem liegen, was auf der Leinwand ankommt. Ein Beamer mit 3.000 „LED-Lumen“ kann zum Beispiel in der Praxis nur die Lichtstärke eines 500 ANSI-Lumen Projektors haben oder sogar weniger.

Was bedeuten all diese Werte für den Beamerkauf?

Beim Kauf eines Beamers sollte man sich nicht nur auf die angegebenen Lumen-Werte verlassen, besonders nicht, wenn es sich um ISO-Lumen, CVIA-Lumen oder LED-Lumen handelt. ANSI-Lumen sind der verlässlichste Indikator dafür, wie hell das Bild wirklich sein wird. Doch auch hier sollte man vorsichtig sein, da einige Hersteller die Werte unter idealen Bedingungen messen, die sich im heimischen Wohnzimmer nicht eins zu eins reproduzieren lassen.

Fazit: Welcher Lumen-Wert ist entscheidend?

Für die meisten Käufer sind die ANSI-Lumen der verlässlichste und wichtigste Wert. ISO-Lumen sind ähnlich zu betrachten, jedoch etwas schwerer vergleichbar. LED-Lumen und CVIA-Lumen sind oft übertrieben und sollten mit Skepsis betrachtet werden.

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