Kokoni SOTA – 3D-Drucker stellt alles auf den Kopf Up-Side-Down Druck, 600mm/s, 21.000 mm/s² Beschleunigung, mehrfarbiges Drucken
Geschwindigkeit ist trumpf, das haben wir gerade letztes Jahr nach dem AnkerMake M5 wie auch dem Bambu Lab X1 gelernt. Die noch recht junge chinesische Firma Kokoni stellt mit dem neuen SOTA 3D Drucker alles auf den Kopf, druckt verkehrt herum und will mit einer sehr hohen Geschwindigkeit überzeugen.
Der spannende 3D-Drucker ist wohl bald erstmal nur auf Kickstarter zum Unterstützen gelistet. Ab wann er dort gelistet ist, was er kosten soll und wann wir mit einer Veröffentlichung rechnen können, steht natürlich auch noch aus.
Technische Daten des Kokoni Sota
Kokoni Sota | |
Drucktechnik | FDM/FFF |
Druckvolumen | 200 x 200 x 200 mm |
Abmessung Drucker / Gewicht | 413 x 413 x 576 mm |
Druckgeschwindigkeit / Beschleunigung | 600 mm/s, 21.000 mm/s² |
Genauigkeit | ±0,1 mm |
Arbeitsgeschwindigkeit | 50-600 mm/s |
Extruder | Direct Extruder |
Düsengröße | 0,4 mm, 1,75 mm Filament |
Düsentemperatur | max. 260° |
Druckbetttemperatur | 90° C |
Lautstärke im Betrieb | max. 30dB |
Software | |
Features |
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Anbindung | WLAN, USB-Typ-C, USB-Kabel, App Steuerung |
Stromverbrauch | 240 W |
Hier steht die Welt Kopf
Mit der Vorstellung auf der CES 2023 in Las Vegas stellte der noch recht junge chinesische Hersteller die 3D-Druckwelt auf den Kopf. Der Drucker ist überwiegend aus Metall gefertigt, lediglich einige Bauteile werden aus Kunststoff sein, wie beispielsweise das transparente Sichtfeld/ die aufdrehbare Tür. Zudem ist er eher Platzsparend designt und kommt in einem runden Gehäuse her.
Optisch macht er schon mal richtig was her. Die technischen Raffinessen machen ihn aber noch spannender. In erster Linie arbeitet der 3D-Drucker etwas anders als man es bisher von PLA oder Filament Druckern her kennt.
Der Kokoni Sota3D-Drucker arbeitet beim Druck ebenso von unten nach oben, wie die meisten kartesischen Drucker auch. Aber die Druckfläche ist umgedreht und zeigt hierbei nach unten. Im Prinzip so wie ein SLA/Kunstharzdrucker aufgebaut ist, nur dass hier eben nicht mit einer Flüssigkeit, sondern mit normalen Filamenten von der Rolle gedruckt wird.
Warum hat man diese Bauart so gewählt? Die Upside down Druckart soll einfach geräusch- und vibrationsärmerer bei schnellen Drucken sein, das liegt auch daran, dass der Schwerpunkt des Druckers tiefer liegt.
Das verbaute Druckbett mit einer Glasoberfläche soll bis zu 90°C aufgeheizt werden. Tatsächlich stelle ich irgendwie die Haftung auf dem Druckbett bei etwas größeren Modellen aber infrage. Gerade dann, wenn man die Druckfläche voll ausreizt. Zwar liegen hier nur 200 x 200 mm im Durchmesser vor, also eher kleiner was das Bauvolumen angeht, aber auch hier können sich über die Zeit schnell mal mehrere 100 g Material ansammeln.
Speed ist Trumpf
Neben dem eher außergewöhnlichen Design und der Art wie gedruckt wird, soll der Drucker auch durch eine immens schnellen Druckgeschwindigkeit überzeugen können. Ein Ankermake M5 arbeitet mit maximal 250 mm/s und einer Beschleunigung von 2500 mm/s², ein Bamu Lab X1 mit bis zu 500 mm/s sowie einer Beschleunigung von 20.000 mm/s². Der neu angekündigte Kokoni Sota erreicht hier eine Geschwindigkeit von 600 mm/s gepaart mit einer Beschleunigung von 21.000 mm/s². Also im gesamten noch mal dezent schneller als der ohnehin schon super schnelle Bambu Lab x1.😱
In anderen Worten gefasst: ein Benchy Schiffchen dauert nur noch 10 Minuten. Im Kern genau „lange“ wie auf dem Bambu Lab x1, der Anker hingegen braucht dafür 41 Minuten statt typischer 1,10h.
Damit die Drucke auch was werden, müssen natürlich auch die technischen Voraussetzungen gegeben sein. So lässt sich das Druckbett auf 90° C beheizen, der Druckkopf kann mit 260° C Temperatur etwaige Filamente drucken. Auf der Z-Achse werden zwei Spindeln inklusive Linearführung für mehr Präzision benutzt, für die Motoren wurden closed loop Motoren verbaut. Die Motoren sollen ein höheres Drehmoment aufweisen, was den hohen Druckgeschwindigkeiten zugutekommen soll.
Das ausleveln und Ausrichten sowie die Positionsbestimmung des Druckkopfes zum Druckbett erfolgt mittels optischem Radar und magnetischen Encodern. Dazu gesellt sich eine HD-Kamera, die ebenfalls mit einer KI Erkennung ausgestattet ist und den Bandsalat am Morgen verhindern soll. Anker hat das ebenso integriert, wirklich geholfen hat es mir in meinen Drucken aber nicht.
KI 3D-Modellierung per Bild
Neben der USB und WLAN Anbindung liegt auch eine Bluetooth-Anbindung für eine eigene App vor. Dort lässt sich der Drucker steuern, starten, stoppen, vorheizen, ausrichten und natürlich auf die Kamera zugreifen. Ebenso liegt eine Datenbank mit druckbaren Modellen vor. Das ist aber bei weitem noch nicht alles. Dank einer KI gestützten Analyse könne man wohl normale Bilder, Personen und Objekte zu 3D Modellen umwandeln und drucken lassen. Das ganze funktioniert wohl so ähnlich wie mit Photogrammetrie: Objekte aus mehreren Betrachtungswinkeln werden dann zu 3D Modellen zusammengerechnet.
7 farbige Drucke
Ebenso bewirbt man das parallele farbige Drucken mit 7 Farben. Auch dieses Gehäuse passt stilistisch zum Drucker. Die Idee ist natürlich klasse, wie das ganze umgesetzt wird, ist auf den Promovideos und den CES Material aber nicht wirklich zu sehen. Im Allgemeinen findet man zum Drucker kein Videomaterial, das die Bewerbung der Features auch irgendwie bestätigen kann.
Alles nur heiße Luft?
So spannend wie der Drucker auch klingt, so unrealistisch wirken die ultra glatten fertigen Drucke aus dem Promo Videos. Gerade weil es sich um eine sehr hohe Geschwindigkeit handelt, und wir aber immer noch von einem Schmelzverfahren auf FDM Basis sprechen.
So smooth und glatt ist selbst ein sehr guter Bambu Lab x1 nicht. Die gezeigten Teile wirken schon fast wie aus einem Guss. Auch wie bereits erwähnt stelle ich die Haftung über Kopf auf dem Druckbett infrage.
Man bewirbt ultra saubere und super schnelle 3D Druck mit einem recht leisen Geräuschpegel und nimmt parallel noch ganze 7 druckbare Farben mit ins Spiel. Wenn das nicht fast perfekt klingt, dann weiß ich ja auch nicht.
Fazit / Einschätzung: Kokoni SOTA kaufen?
Die ganze hoch theatralische Bewerbung mit einem Fancy Video sollte man wohl erstmal mit Vorsicht genießen. Noch ist die Kickstarter Kampagne nicht gestartet, immerhin kann man sich auf der Kokoni Webseite dafür registrieren. Schaut man sich ihren ersten Drucker den KOKONI-EC1 aus dem Jahre 2022 an, erschließt sich nicht dieses gigantische Know-how, das mit dem Sota abgefeuert wird. Und auch zu ihrem Erstlinkswerk gibt es kaum brauchbare Testvideos / Reviews.
Mehr Informationen gibt es aktuell nicht, aber einige Fragezeichen, wenn nicht sogar Ausrufezeichen erscheinen über meinem Kopf. In der Vergangenheit kam es sehr selten vor, dass ein so junges 3D Druck Unternehmen, so eine heftige Werbung inklusiven hohen Budget mit einem extrem stylischen Video auffährt und dann auf eine erst startende Kampagne wartet.
Klar Bambu Lab war vor dem X1 auch eher unbekannt, konnte aber mit echten Druckern und Review Samples überzeugen.
Warten wir ab, es wäre nicht das erste Mal, dass ein Kickstarter Projekt nicht das Versprochene einhält.
Matthias
21.03.2023, 15:34Den Positron V3 finde ich spannender, er druckt auch upside down, ist aber super kompakt und portabel. Die Haftung sei wohl wegen der gleichmäßigen und präzisen Beheizung des Druckbetts (Spezialglas) kein Problem. Vielmehr ist es nervig, dass die Nozzle wie ein Vulkan ständig mit Filament übergossen wird, weil sie halt statt nach unten nach oben gerichtet ist. Das heisst, dass man nach jedem Druck sehr viel zu reinigen hat.