Flsun S1 Pro ab 1099€ im Test – schnell, schneller und heftig groß! ∅320 x 430mm, 1200mm/s, geschlossener Bauraum, Filamenttrockner integriert

Technische Daten des Flsun S1 Pro

Aufbau

Das Paket ist groß und schwer, eine weitere Person zum Hinstellen ist beim Gewicht des Druckers von 41 kg schon ratsam. Der Aufbau ist zu mindestens 90% schon fertig. Man muss beispielsweise nur das Display anklemmen, welches mit 2 nummerierten Kabeln daherkommt, aber an der Schnittstelle mit 3 Ports markiert ist. Mehr als die zwei Kabel benötigt es für den Betrieb aber scheinbar nicht. Bin jetzt zwar leicht verwirrt, die Funktion des Druckers ist aber gegeben.

(Riesig und mit super viel Druckfläche)

Jetzt nur noch die beiden Glastüren anschrauben, Filament einlegen, zwei Sicherheitsplastik-Klemmen der Bänder im Innenraum entfernen, Stromkabel anstecken und schon ist man eigentlich ready to print. Dank des 32 GB internen Speichers kann ich direkt auf fertig geslicete Modelle zugreifen und dank beiliegendem 500g Filament direkt loslegen.

(7″ Display, intuitiv und flott bedienbar) 

Das Aufheizen der Düse zum Filament einlegen/wechseln geschieht in gefühlt unter einer Minute. Danach startet der Druck. Vielleicht nicht ganz unwichtig: Vorher noch das Druckbett automatisch leveln und die Motoren kalibrieren lassen.😜

(Durch die Bauart braucht das Gestänge viel Platz im Innenraum)

Filamenttrockner & Wechsel

In den Filament Einstellungen zum Wechsel findet ihr auch die Trocknungsfunktion. Von Werk aus ist sie deaktiviert. Dennoch macht der Drucker auch wenn er Aus ist, der Hauptschalter der Stromversorgung aber An, leise Summgeräusche als würde dennoch ein Lüfter laufen.. Das Einlegen des Filaments an sich ist kein Problem, nur der Filamentschlauch zum Einführen liegt ungünstig. Hier hätte eine ausgesparte Ecke Wunder gewirkt.

(Filamenteinführen etwas fummelig)

(Zum Wechseln muss man es sogar hier manuell trennen, ein zurückschieben wird scheinbar nicht unterstützt, natürlich am Filament nicht am Schlauch 😜)

(Dauer und Temperatur der Filamenttrocknung können schnell ausgewählt werden)

Software

Ist das ein Bambu Lab Fork? Offensichtlich hat man sich da direkt bedient. Definitiv keine schlechte Entscheidung, die Software nutze ich mittlerweile schon mehr als ein Jahr mit dem Bambu Lab P1P.

(Das kennt man doch irgendwoher…?)

Wen ich den Drucker mit dem WLAN verbinden will und über den Slicer am PC koppeln will, muss ich die IP-Adresse einzeln eingeben. Aktuell ist es nicht anders mögliche. Eine Flsun (App?) soll wohl ebenso noch erscheinen. Zumindest kam ein kleines Update für den Drucker, welches per QR Code darauf verweisen soll. Ich lande da aber aktuell noch auf einer schwarzen Webseite, im Google Play Store ist die App auch nicht gelistet, ebenso wenig bei Apple. (Stand 28.11.2024)

Die integrierte Webcam ist auch nice to have, hat aber auch nur wenige FPS in der Darstellung. Hier hat man sich zu 100% an Bambu lab gehalten.  Ist man im gleichen Netzwerk, kann man aber auf den Drucker per IP-Adresse zugreifen und auf die Kamera schauen oder Einstellungen anpassen, wenn man einen Browser beispielsweise über das Handy nutzt.

(PC Zugriff per PC Programm oder Browser im gleichen Netzwerk, App folgt)

Das automatische Update auf eine neue Version des Slicers klappt aktuell nicht, per Google Suche findet man aber auch schnell die richtige neuste Version zum Download. Da ich eine Version vor dem Release des Druckers zu stehen hab, funktioniert die neue Version aber nicht, weil ich den Drucker dort nicht finde. Kommende Updates schaue ich mir dann später noch mal an. Der Drucker selbst hat bis Dato schon ein kleines Update erhalten. Seit dem 25.11.24 ist der Drucker ja offiziell erhältlich und bestellbar kommende Updates wird es sicherlich noch geben.

(ABS geht, aber ich hab damit einfach nie Glück)

Settings muss man kaum anpassen, auch bei unterschiedlichen Filamentsorten werden entsprechend veränderte Geschwindigkeiten und Beschleunigungen verwendet. PLA fetzt bei voller Geschwindigkeit über die Druckfläche, PETG ist da auf 200mm/s begrenzt. ABS bleibt recht schnell, wurde von mir aber manuell langsamer gedruckt, da die Bodenhaftung zwar da war, aber das Modell hielt oberhalb der Basis nicht.

Bugs und Fehler der aktuellen Version

Grundsätzlich läuft der Drucker anstandslos, lediglich die KI unterstützte Fehlererkennung funktioniert noch nicht so ganz wie sie soll. Liegt sicherlich auch daran das es teils noch Beta Funktionen sind. Die Spagetti- oder Debriserkennung (Trümmer/Reste) klappen aktuell noch nicht so recht gut oder hat Fehlerkennungen. Das kennt man vom Ankermake M5 auch so. Da man die Funktionen auch wieder deaktivieren kann, ist es ja kein Beinbruch.

Ebenso scheint es momentan noch Datenübertragungsfehler per WLAN zum Drucker zu geben. Bequemerweise funktioniert das halt vom PC aus, sorgte aber bei mehreren Modellen dafür, dass irgendwann beim Druck ein unspezifizierter Fehler auftrat und der Druck abgebrochen wurde. Ein Neudruck endete auf gleicher Höhe. Neu slicen und auf den USB Datenträger kopieren war meist erfolgreich auch beim gleichen Modell.

(Fehler per WLAN-Übertragung vom PC, per USB Datenträger kein Problem gehabt)

(3 Versuche, alle gescheiter, WLAN, neu slicen, WLAN, neu slicen USB-Stick, Nope nix, der Bambu Lab P1P hat es aber gedruckt)

Wiederum auch nicht mit jedem Modell, die Rückseite des Millennium Falcon klappte partout 3x nicht nach neu Slicen und kopieren auf den USB Datenträger, auf dem Bambu Lap P1P und der gleichen Datei klappte es problemlos. Eventuell wird der Fehler auch im Flsun Slicer angestoßen. Ein zukünftiges Update wird sicherlich Klarheit verschaffen.

Lautstärke im Betrieb

Flsun brüstet sich in der Bewerbung mit einem leisen 55 dB Druck. Der Lüfter auf der Oberseite des riesigen Druckers ist lautstark zu hören. Durch die hohe Drehzahl ist er auch mit mehreren Metern Abstand lautstark wahrzunehmen, hier hätte man eventuell einen Lüfter in größerer Dimension verbauen sollen, der aber langsamer dreht. Hier muss man auf ein gezieltes Aufstellen in einem Raum drauf achten, dass es im Alltag oder gar in der Nacht nicht als störend empfunden wird. 

(Hinten links der Krachmacher von Lüfter)

Auch im ausgeschalteten Zustand hört man ein leichtes Surren, eventuell liegt es an der Filamenttrocknung? Allerdings war diese in dem Moment deaktiviert. Mit dem aktivieren läuft ein automatischer Zeitraum von 4 Stunden runter, ebenso kann man diese Punkte oder die Temperatur manuell anpassen.

Haftung PEI Federstahldruckbett

Flsun selbst gibt in der Anleitung selbst schon den Hinweis die Druckfläche mit einem Prittstift zu bearbeiten. Im Grunde geht es auch ohne, aber der ein oder andre Support wollte nicht so haften, trotz 68°C Temperatur der Druckfläche. Nach einer Prittstift Behandlung gabs keine Probleme mehr mit der Haftung.

Dank des flexiblen Federstahls kann die texturierte PEI Druckplatte angehoben und gebogen werden um die Drucke besser zu lösen. Das Aufheizen der Druckfläche erfolgt auch recht schnell und kann smart in zwei Zirkeln beheizt werden: im inneren Ring mit Durchmesser von 220 mm und eben so im äußeren Ring mit 220-320 mm. Beim nächsten Druck werde ich das mal mit einem Temperaturfühler messen.

(Flexibel mit guter Haftung durch Pritt, in dem Fall ABS)

Druckqualität

Es ist immer noch schwer beeindruckend wie schnell der Flsun über die Druckfläche schießt. Dafür das es so schnell geht, sind die Testergebnisse exzellent. Perfekt sind die Drucke mit Sicherheit nicht, hier und da dürften die Schichten gerne etwas sauberer aufeinander liegen, aber im gesamten nichts Dramatisches. Leichte oder eher minimal Doppelkonturen liegen stellenweise auch vor.

Veränderungen oder Tweaks hab ich im Slicer nicht wirklich vorgenommen, außer die typischen kleinen Anpassungen wie das Infill auf 5% zu reduzieren oder mit 3 Wänden, statt 2 zu drucken. Ebenso hab ich die erste und oberste Schichtanzahl auf 5 erhöht.

(Arni ist nach 14:30 h schon fertig gewesen)

(Ziemlich sauber, ohne Support trotz vieler Überhänge, je nach Lichteinfall sichtbare Schichten, ~8h Druckzeit)

(Sauberer Druck, auch bei den Überhängen an der Turmspitze)

(Bewegliche Modelle oder PETG/Flexibel ist kein Problem, jeweils 1,5h Druckzeit)

Beim Support hab ich meist Tree genommen und automatisch setzen lassen. Wie bei Bambu Lab hat man aber nicht die Wahl zischen normal oder dünn. Der Support ließ sich überwiegend gut entfernen, ohne Werkzeug gings teils aber nicht. Die Supportstellen auf dem Modell waren überwiegend auch sauber ohne große Überbleibsel.

Überhänge oder ähnliches schauen sehr gut aus, hier kann die Bauteilkühlung voll und ganz überzeugen. Gerade beim Flying Falcon mit den Überhängen kann sich der Flsun sogar gegen einen Bambu Lab behaupten, der einzelne Fäden nicht schnell genug kühlen konnte um sauber an Ort und Stelle zu bleiben.

Fazit/ Einschätzung Flsun S1 pro kaufen?

Zum aktuellen Einführungspreis von 1099€  ist der S1 pro definitiv mehr als ein Blick wert, gerade durch die riesige Druckfläche. Nachteil bleibt natürlich die Gesamtgröße des Druckers und ebenso das hohe Gewicht und die andauernde Lautstärke. Der Aufbau ist kaum der Rede wert und ist schnell erledigt. Die ersten Drucke ebenso. Ob kleine oder größere Modelle, Probleme hatte ich eigentlich nicht, bis auf die angemerkten Fehler oberhalb beschrieben, die sicherlich mittels eines Updates behoben werden können.

Ein paar Filamentsorten wie PETG oder ABS hab ich ausprobiert, die klappen soweit gut, der Slicer nimmt automatisch die besten Einstellungen und fährt beispielsweise dann auch die Geschwindigkeit runter. Eine App befindet sich in der Beta, und wird sicherlich bald offiziell verfügbar sein.

Wem das Gerät zu teuer ist, kann auch zum Flsun T1 Pro greifen, der aktuell bei 479€ statt 699€ liegt, aber beispielsweise auf den Filamenttrocker und verzichtet und mit „nur“ 1.000 mm/s auf Φ260 x 330 mm drucken kann.