Edifier Comfo Run Testbericht – ab 50€ – günstige Open-Ear Kopfhörer als Lebensretter? 16,2 mm Treiber, Bluetooth 5.3, IP55, App, Schrittzähler

Was machen Open Ear Kopfhörer so besonders?

Solche Open Ear  Kopfhörer zu tragen bedeutet, ihr habt hier keinen Stöpsel mit Silikon oder Schaumaufsätzen die ihr euch in das Ohr einsteckt, die dann den Gehörgang blockieren und euch so meist stark von der Außenwelt abschirmen. Die Wahrnehmung der Umgebung ist deutlich eingeschränkt. Gerade wer im freien oft Sport betreibt wird es kennen wenn plötzlich, vorher unhörbar, irgendwas einen von hinten überholt. Der schrecken sitzt oft tief.

Der Open Ear Kopfhörer sitzt auf dem Außenohr auf hat somit noch Platz bis zum Innenohr/ Gehörgang. Ebenso sind zudem noch einfach halbrunde Flügel für eine festen Sitz hinter dem Ohr integriert. Dank des Nackenbügels kann hier auch bei den wildesten Bewegungen der Kopfhörer nicht verrutschen.

(Musik hören und dennoch die Umgebung Wahrnehmen)

Diese Luftbrücke zwischen Kopfhörer und Innenohr wird mit 16,2 mm großen Treibern akustisch überbrückt. Die Hohe Kunst bei der Open Ear Bauweise ist eine akkuraten Sound  inklusive Tieftöne in den Gehörgang zu schieben. Und hier kann der Comfo Run wirklich überzeugen.

Ein weiterer Vorteil neben der Wahrnehmung der Umgebung, ist ebenso der Fakt das nichts im Ohr steckt, der Halt immer gegeben ist und gerade bei empfindlichen Hörgängen weder Schmerzen noch Entzündungen auftreten können.

Sitz & Tragekomfort

Nimmt man die Kopfhörer aus der Verpackung  kann man sie auch direkt von hinten über den Nacken auf die Ohren schieben. Der Nackenbügel ist dabei leicht versteift, die Bügel und alles drum und dran mit weichen Kunststoff gummiartig überzogen. Der Nackenbügel sitzt mehr oder weniger spürbar im Nacken auf, bei starken Kopfbewegungen spürt man ihn schon mal oder wenn man beispielsweise eine Zopf trägt. An einer Kapuze kann er natürlich auch mehr spürbar sein als wenn er sauber aufliegt.

(Leicht, flexibel & doch etwas versteift)

Ansonsten spürt man den Kopfhörer selbst nur leicht am Ohr anliegend. Ein längeres Tragen ist somit kein Problem, denn es ist wird ja nichts in den Gehörgang eingeführt. Bei Brillenträgern kommt es hier vermutlich auf die Bügelstärke an, ob es störend empfunden wird oder nicht. Dank der etwas größeren Bauweise kommt auch die Akkukapazität und Laufzeit nicht zu kurz.

Geräuschentwicklung beim Fahren & Laufen 

Tatsächlich bleibt es beim Fahrradfahren und laufen eher still was die Windgeräusche um die Open-Ears Kopfhörer angeht. Einige von uns getestete Modelle wiesen starke Windgeräusche beim Fahren auf dem Bike auf. Das ist hier durch die scheinbar eher windschnittige Bauweise nicht der Fall. Somit können wir diesen Punkt schnell abhaken da es kaum der Rede Wert ist.

Bedienung & Akkubeladen

Die Bedienung erfolgt üblicherweise bequem per gekoppelten Smartphone. Ist das mal nicht möglich liegen noch 3 Bedientasten am rechten Bügel hinter dem Ohr vor. Allerdings erfühlt man das eher schwer wo nun Play/Pause oder Lautstärke hoch/runter ist. Hat man die Position aber einmal verinnerlicht geht es dann halbwegs gut. Hier besteht aber noch Optimierungsbedarf.

Ebenfalls am rechten Hörer vorzufinden ist die magnetische Pin-Aufnahme um das beiliegende Ladekabel anzubringen. Das ist zwar soweit recht bequem, im Falle eines Kabelbruchs oder Verlust des Kabels hat man leider keine Möglichkeit die Kopfhörer aufzuladen ohne vorher Ersatz zu beschaffen.

(Magnetischer Ladeanschluss, leider kein USB-Typ-C Port)

App Unterstützung & Pedometer

Anders als alle Lautsprecher und In-Ears von Edifier wird der Comfo Open Run Kopfhörer über die Edifier Connex App verbunden. Warum man das nicht mit der normalen Edifier App integriert hat, ist uns nicht bekannt. Schade das man nun zwei Apps benötigt wenn man mehrere Edifier Produkte nutzt. Das koppeln ist ein Selbstläufer wenn man beim einschalten der Kopfhörer den Taster länger gedrückt hält, hört man eine englische Sprachausgabe „connecting“. Die App oder das Smartphone erkennt die Open Ears auch direkt.

Viele Einstellungsmöglichkeiten habt ihr in der App aber nicht. Der wichtigste Punkt ist wohl der „Sound Effects“ Bereich wo man auf „Bass boost“
umstellen kann um auch wirklich eine brauchbare Tieftonunterstützung zu bekommen.

Unter den oben rechts befindlichen Einstellungen könnt ihr den Schrittzähler manuell aktivieren. Unter integrierten Schrittzähler hab ich mir dann aber doch was anderes vorgestellt. Ein automatischen Tracken bei der Nutzung ist somit leider nicht möglich.

Aber immerhin erfolgt die Zählung der Schritte schon ziemlich genau. Ob man das nun aber wirklich für sein Workout benötigt im Zeitalter der Smartwatches mit Trainingsprogramm, lasse ich mal im Raum stehen.

Guter Klang

Die Kopfhörer unterstützen nur die Standard Codecs wie SBC und AAC. Hochauflösende Codecs würden wohl am Ziel vorbeiführen da man hier ja eher eine großflächige Bestrahlung des Gehörganges bekommt. Wie dem auch sei, das was im Ohr ankommt hat sozusagen Hand und Fuß.

Ich war sehr überrascht dass da doch mehr Bass bei rauskommt als ich das vielleicht über diese kleinen Treiber mit dem Abstand zum Ohr eigentlich erwartet hätte. Tatsächlich ist es so, gerade weil ich dann Film und Serie geguckt und auch Musik gehört habe, dass man hier wirklich ein ordentliches Bassverhältnis sprechen kann und das Hören auch wirklich Spaß macht. Der Klang ist zudem nicht Mitten und Hochton dominant sondern liefert eben auch einen guten hörbaren Tieftonbereich ab. Je nach Musikrichtung bekommt man auch eher leise und feinere Details der Musikstücke mit.

(Die Öffnung für die integrierten 16,2 mm Treiber)

Auch nach mehreren Stunden der Nutzung nervt der Klang nicht oder gibt ein komisches Gefühl auf den Ohren wen man die Kopfhörer wieder absetzt. Und egal was ich konsumiert hatte ob nun Film, Serie, eine Runde Gaming oder Podcast Übertragungen. Der Klang gefiel mir durchweg sehr gut, trotzdem ist das Klangverhältnis ein bisschen anders als würde man wirklich High-Res Kopfhörer oder vernünftig abschirmende Kopfhörer in oder auf den Ohren tragen.

Das was hier aber geliefert ist kann sich von einigen wesentlich teureren Open-Ear Ablegern definitiv absetzen. Nehme ich da beispielsweise die brandneuen Soundcore AeroFit Pro die zu einer UVP von 169€ verkauft werden, liegen hier Welten in der Widergabe des Tieftons. Dieser Punkt geht definitiv an die Edifier!

Wer eher audiophile veranlagt ist, wird hier wahrscheinlich dann nicht so den Gefallen in der Klangwiedergabe finden. Das liegt einerseits an der Art und Weise der Musikwiedergabe und eben auch an der eher Mainstreamlastigen Abstimmung. Für den Außeneinsatz beim Sport und damit verbundene eingemischten Umgebungsgeräuschen, ist das was hier aber abgespielt wird und was die Kopfhörer sein wollen sehr gut umgesetzt.

Mikrofon

Durch die integrierten Mikrofone können natürlich auch Gespräche geführt werden. Die Verständlichkeit ist soweit gut, die übertragene Stimme aber etwas Tiefton lastig. Qualitativ aber ausreichend um gelegentlich mal zu telefonieren.

Akkulaufzeit

Die Akkulaufzeit kann sich mit im Idealfall um die 17 Stunden auch sehen lassen. Wen man nicht gerade die volle Lautstärke beansprucht hat man so einige Stunden und Tage vor sich. Dank 5 minütiger Schnellladung hat man auch mal eben wieder direkt 5 Stunden Laufzeit. Was will man mehr. Eine Möglichkeit die Kopfhörer in einer Ladeschale zu beladen liegt aber leider nicht vor. So ist man immer auf das magnetische Ladekabel angewiesen.

Fazit/ Zusammenfassung & Einschätzung

Mit dem gegebenen, schon ziemlich günstigen UVP hat Edifier auf jeden Fall der Konkurrenz etwas voraus. Klanglich gibt es hier nicht viel zu beanstanden wenn man weiß auf was man sich einlässt. Es sind eben offenen Kopfhörer die Außengeräusche bewusst zulassen und so vielleicht auch Leben retten können. Der Klang ist dennoch als ziemlich gut zu bewerten wenn man das Prinzip der Audiowiedergabe berücksichtigt.

Der per App aktivierbare Schrittzähler ist ein nette Obolus, den man aber vermutlich nicht so oft nutzen wird oder als das Alleinstellungsmerkmal bewerten würde. Die App selbst bietet nicht viel Einstellungsmöglichkeiten außer den Bass boost zu aktivieren oder auf den Game Modus zurückzugreifen um eine geringere Latenz zu haben. Leider hat man hier eine neue App genutzt und nicht die normale Edifier App.

Durchweg bekommen die Edifier Comfo Run von uns eine Prädikat empfehlenswert. Gerade da der Klang vernünftig ist und man sich nicht von der Außenwelt abschirmt wenn man beispielsweise beim Laufen im Wald oder Stadtverkehr befindet.