Alfawise W10 Testbericht – ab 219€ SLA Resin/Kunstharz 3D-Drucker
Bis jetzt macht der Alfawise W10 Resin Drucker genau das was ich erwartet hatte: einfach herrlich bequeme und verdammt detaillierte Drucke.
Den brandneuen Alfawise W10 3D-Drucker füttert man nicht mit herkömmlichen Filament sondern mit flüssigen Resin/Kunststharz. Die Druckergebnisse fallen deutlich filigraner und detailreicher aus als bei herkömmlichen Modellen. Der Preis ist ebenso eine Ansage und aktuell kann man sagen er ist mit 0,00€ auf aktuell der günstigste UV Resin 3D-Drucker am Markt.
Im Bereich 3D-Drucker gibt es aktuell wenig neues zu sehen. Die Resin oder Kunstharz Drucker sind üblicherweise etwas teurer und haben teilweise auch nicht wie versprochen funktioniert. Den Alfawise W10 konnte ich mir aber live in China im Gearbest Office anschauen, ebenso wie schon einige fertig gedruckte, kleine aber sehr detailreiche Figuren. Der Ablauf mit einem Resin UV 3D Drucker ist aber mehr oder weniger etwas aufwändiger, da die Resin Flüssigkeit in die, nennen wir es mal „Druckschale“ bzw. in den Behälter gefüllt wird. Darin taucht die Druckplatform ein und so entsteht Schicht für Schicht ein Objekt mit sehr feinen filigranen Details die man so ohne weiters nicht mit einem normalen 3D Drucker erreichen kann. Danach muss man das Objekt aber möglichst mit einem Alkohol säubern, denn die Flüssigkeit ist etwas klebrig und tropft nicht restlos ab. Die Nachbereitung am Drucker ist hier dementsprechend wichtig und auch etwas aufwändiger.
Dafür entschädigen die wirklich feinen, fast filigranen 3D Drucke mit tollen Details. Nur wer viel Arbeit in die Slicer Software steckt und entsprechende Anpassungen macht oder kleinere Düsen verbaut kann so etwas auch mit PLA 3D-Druckern halbwegs ähnlich erreichen. Das alles entfällt mit dem Alfawise W10 3D Drucker. Die Software ist einfach gehalten, sehr schnell und muss eigentlich nur für die jeweilige Druckauflösungen also die Layer/Schichthöhe eingestellt werden. Je feiner umso länger dauert es natürlich. Hier liegt die Auflösung bei 0,025 bis 0,1mm. Handelsübliche Drucker arbeiten mit einer 4mm dicken Düse die für halbwegs erträgliche Druckzeiten auf 0,2 oder 0,1mm Schichthöhe (manchmal aber auch noch etwas feiner) eingestellt wird.
Kunstharz Drucker funktionieren auf die Art das UV Licht durch ein LCD Display geleitet wird. Im Alfawise W10 wird eine Auflösung von 854×480 Pixel genutzt. Umso höher die Auflösung umso detailreicher der Druck. Die Genauigkeit der X/Y Achse liegt bei 115μm. Die Z-Achse bei 0.625μm. Die UV Laser Wellenlänge liegt bei 405nm. Die Plattform selbst ist aber im Vergleich zu herkömmlichen Druckern mit 98x55x140mm recht winzig. Die Hauptverwendung wird sicherlich im Bereich Pen & Paper, Tabletop oder im Warhammer Universum liegen. Die Druckgeschwindigkeit liegt bei 30mm/h, der Zeitaufwand ist hier entsprechend auch sehr hoch, dafür müssen die Figuren aber kaum bis nicht nachberarbeitet werden und könnten nach dem Grundieren direkt bemalt werden. Ein paar Infos zum Druckvorgang kann man auf dem kleinen 2,8″ großen farbigen LCD Touchdisplay ablesen. Wie üblich werden die Daten (G-code, .STL) am PC mit einer entsprechenden Software bearbeitet. Mit einem Tastendruck lässt sich der Support dazuschalten und die Auflösung einstellen. Das Übertragen der Daten erfolgt wie gewohnt recht bequem auf einer SD Karte.
- Auf Amazon ist der Drucker nicht gelistet. (Stand 26.03.2019)
Testberichte / Erfahrungen / Meinungen
Unser Testgerät ist eingetroffen und endlich darf ich mich ans Werk machen meinen ersten Resin/ Kunstharzdrucker ausführlich zu testen. Mit den herkömmlichen PLA 3D Druckern kenne ich mich zwar schon gut aus, im Resin Bereich dagegen nur wenig. Dementsprechend schildere ich hier meine ersten Erfahrungen im Umgang mit dem Resin Drucker. Wen ihr schon mehr Erfahrung gesammelt habt und mir mit eurem Wissen unter die Arme greifen möchtet: die Kommentar Funktion wartet darauf genutzt zu werden. 🙂
Aufbau & Leveln
Der Aufbau des Resin Druckers ist recht einfach, wenngleich aber leider keine gedruckte Anleitung beiliegt und man im ersten Moment etwas ratlos ist wenn man sich das ganze Zubehör so anschaut. Auf dem beiliegenden USB Stick mit passender Micro-SD Karte ist eine Anleitung in englisch zu finden und auch gleich ein paar Modelle zum ausdrucken. Was gänzlich fehlt ist jedoch der Hinweis wie das grüne Gehäuse zusammengesetzt wird (was eigentlich einleuchtend ist) aber entsprechender Kleber oder Klebeband um es final zu fixieren/montieren/zusammenzusetzen fehlt jedoch. Da muss man eben kurz in seinen Bastelfach schauen und den Kleber oder das Klebeband selbst besorgen.
Das ausrichten des Druckers ist ebenso ziemlich einfach, in der Anleitung ist beschrieben das man dafür aber den Flüssigkeitsbehälter abschrauben und ein A4 Blatt zum Leveln nutzen soll. Hat sich mit den 4 seitlichen Schrauben am Druckkopf aber etwas schwer gestaltet und mit eingesetzten Behälter hab ich eben genau den Abstand den ich brauche um das A4 Papier ohne Gegendruck der Platform bewegen zu können. Sprich: Leveln mit dem Flüssigkeitsbehälter durchführen und danach zur Kontrolle gerne auch mal ohne den Behälter aber mit dem A4 Papier.
Menü & Drucke
Die Bedienung der Menüs geht ohne Probleme wenn man dem englischen mächtig ist. Das farbige Display reagiert ausreichend gut auf die Eingaben, nicht perfekt aber eben ausreichend. Das wählen der gespeicherten und vorbereiteten 3D Modelle erfolg auch spielend leicht inklusive eines Previews/Vorschau was es ist, wo der Support sitzt und ob eine kleine Basis mitgedruckt wird.
Kurz die Höhe über die Menüs verändert so das ich das beiliegende flüssige Kunstharz bequem in die Druckwanne einfüllen kann (nur wenig das der Boden etwas bedeckt ist sagen wir mal so 2-3mm max.) und den Druck gestartet. Kurzes berechnen und aufwärmen und nach ein par Sekunden geht es auch schon los inklusive der ungefähren Druckzeit. Der Skarabäus Käfer benötige gut 2,5 Stunden, der Trooper Helm lag bei ca. 3 Stunden Druckzeit. Und ja gleich der erste Druck war ein voller Erfolg und der Detailgrad ist enorm für diese kleine Größe der Modelle. Bisher bin ich schon mal absolut zufrieden und begeistert. In beiden Fällen hab ich mit 0.25μm Auflösung gedruckt, also das feinste was dieser Drucker mit der Software schafft.
Lärm & Geruch
Wie bei einigen anderen 3D Druckern ist auch hier nur ein kleiner Lüfter mit hoher Drehzahl gewählt worden und das ist leider ziemlich nervend penetrant was die hervorgerufene Lautstärke angeht. Ebenso sollte man nach Möglichkeit die Drucke an einem Fenster oder gut belüfteten Raum durchführen. Spätestens nach dem verlassen und wieder betreten riecht man das Kunstharz schon recht stark. Angenehm ist das auf Dauer nicht gerade. Auch die fertigen 3D Drucke müssen noch mit reinen Alkohol nachbearbeitet bzw. gereinigt werden. Auch das kann schnell an die Nase gehen.
Software
Die auf der Micro-SD Karte beiliegende Software von Alfawise ist sehr einfach gehalten, schnell installiert und auch echt flott für kleinere Modelle. Möchte man aber die Druckfläche mit einem größeren Modell nutzen und drucken kann es schon einige Zeit (teils 10-15 Minuten) dauern bis das Modell geladen bzw. die Stütztrukturen berechnet sind. In den meisten Fällen ist das Programm auch stabil wenn man das Fenster nicht mit der Maus bewegt oder hinein klickt. Ansonsten könnte es auch mal abstürzen und geschlossen werden. (gilt nur bei sehr großen Modellen, die kleinen werden anstandslos berechnet ohne Abstürze etc.) Ansonsten stehen einem nur Grundlegende Funktionen wie drehen, skalieren, clonen, Support oder eben das Slicen und abspeichern zur Verfügung. Grundlegend einfach gehalten und entsprechend leicht zu nutzen.
Reinigung, Nachbereitung & Fehldrucke
Das Reinigen und nachbereiten nimmt wohl hierbei am meisten Zeit in Anspruch. Ohne Schutzhandschuhe, gutes Kneifwerkzeug um die vielen Support Stränge abzuknippsen und reinen Alkohol geht hier fast nicht. Nach dem Drucken bleiben die Restbestände der Kunstharzflüssigkeit am Objekt und halten es klebrig. Mal eben anfassen und zeigen wie cool das ausschaut ist möglich aber immer mit einem bleibenden Eindruck an den Fingern. Also Handschuhe an, Support entfernen und die 3D Drucke mit Alkohol reinigen ob nun mit Pinsel, Zellstoff oder in einem Behältnis eingelegt, spielt hierbei vermutlich keine große Rolle. Hier richtet sich das eher an euch wie ihr zu Hause das ganze Prozedere umsetzen könnt. Zum finalen Aushärten solltet ihr eure 3D Drucke ins Sonnenlicht stellen oder eine UV Lampe der Freundin (zum härten ihrer Fingernägel) nutzen. Erst dann ist der Geruch wirklich weg und die Modelle farblich nochmals minimal anders. Vor dem Aushärten aber unbedingt den Support entfernen. Aber auch hier sehr vorsichtig sein da die Drucke noch recht weich sind so kleine Details ausersehenen entfernt werden könnten.
Wichtig ist auch den Behälter für den Kunstharz zu reinigen, denn unendlich lange kann die Flüssigkeit nicht in dem Behältnis verweilen. Nach einer Zeit bildet sich ein Film wie bei einer abgekühlten, warmen Milch. Den kann man natürlich nicht nutzen. Zudem bilden sich während der Druckvorgänge auch kleine Restbestände in der Flüssigkeit und auf der transparenten Folie. Das kann beim Druck dafür sorgen das das Objekt nicht sauber noch oben geführt werden kann und seltsame Geräusche dabei produziert. Das klingt in etwa wie wenn man etwas Klebeband ablöst. So entstehen übrigens auch gescheiterte oder nicht korrekt gedruckte Objekte. Dementsprechend muss man mit dem Harz recht feinfühlig umgehen um nicht zu viel einzukippen und für ein kleines Objekt zu verschwenden, wenn der Drucker danach eine Weile nicht mehr genutzt wird.
Fazit
Bis jetzt macht der Alfawise W10 Resin Drucker genau das was ich erwartet hatte: einfach herrlich bequeme und verdammt detaillierte Drucke. Da ich aber gerade mal am 3 Modell drucke lasse ich mir bis zum finalen Urteil aber noch etwas Zeit. Denn nichts ist dramatischer wenn ein Gerät nach wenigen Wochen auffällige Qualitätsschwankungen bekommt oder nicht mehr so funktioniert wie anfänglich. Aber eigentlich bin ich da sehr zuversichtlich dass das auch so bleibt wie es gerade läuft, viel Technik steckt nicht unbedingt in dem Drucker und solange die Platine nicht abraucht ist sicher alles gut. 😀
Mittlerweile sind einige Testtage / Wochen vergangen. Mein Ersteindruck bleibt weiterhin bestehen. Man bekommt einen zuverlässigen Resin Drucker wenn man sich auch ein wenig an die Nachbereitung des Druckers hält. Das bedeutet wenn man länger nicht druckt das Kunstharz aus dem Behälter, mit einem Filter, wieder zurück in die Flasche füllen und die restlichen ausgehärteten Kleinstteile ebenso entfernen. Ansonsten macht der Alfawise W10 Drucker sehr zuverlässig das was man von ihm verlangt: kleine, filigrane, detaillierte 3D Drucke erstellen.
Lediglich eine Füllstandsanzeige wäre nett. Sonst sehe ich einfach nicht wie viel Flüssigkeit im Behälter noch übrig ist. Gerade bei größeren Druckvorhaben über Nacht ein entscheidender Punkt ob das Vorhaben auch beendet wird oder aus Mangel an Kunstharz nicht beendet wird.
Lediglich die Lautstärke des Lüfters und eben der dauerhafte chemische Geruch während der Druckvorgänge oder beim Nachbearbeiten der Drucke ist anstrengend. Ohne richtigen Platz in der Wohnung wohl eher ein sehr schlechter Zustand für eine Dauerhafte Nutzung.
Wem das nicht stört der bekommt eine tolle Möglichkeit um seine Tabletop, Props oder sonstige Figuren detailliert und halbwegs schnell zu drucken.
Features
- 3D UV Resin Drucker
- Schichthöhe: 0,025 bis 0,1mm
- Druckfläche: 98x55x140mm
- SD Karten Slot
- G-code/STL
SoniC
29.10.2019, 10:09Schade, dass du (meines Achtens) den allerwichtigsten Parameter nicht erwähnt hast — und zwar — die Auflösung von der SLA-UV-Maske (Display) — bei den W10 ist es "nur" HD.
Dann lieber die W20 Version nehmen – der hat nämlich einen 2K Display — dadurch erhöht sich (deutlich!) die Druckqualität – 115um (HD) vs 47um (2K) — also eine Verdoppelung an der Quali für nur 5 EUR mehr.
–>
https://www.gearbest.com/3d-printers–3d-printer-kits/pp_009111720949.html
SoniC
29.10.2019, 10:14P.S. Es gibt auch SLA-UV Drucker mit einen eingebauten Lüfter + Aktivkohle Filter — dann stinkt der Raum auch deutlich weniger, dafür muss man allerdings einen kleinen Aufpreis zahlen…
Ronny
29.10.2019, 10:19Danke dir für den Hinweis: ich gebe zu das ich in dem Bereich noch nicht so tief drin stecke, bzw die Beschreibung auf der Gearbest Webseite nicht so prall ist. Ich kann aber durchweg sagen das die feinen Drucke mich qualitativ dennoch umhauen im Vergleich zum herkömmlichen PLA Druckern. 🙂
Ich hab den Text oben nochmal angepasst. 🙂
Den neueren W20 schauen wir uns mal an.
Grüße Ronny